Als Filip König wurde, war er gerade einmal 30 Jahre alt gewesen und musste in die großen Fußspuren seines Vaters treten, der an Krebs verstorben war. Anfangs hatte Filip sowas wie eine Angst begleitet, doch je weiter die Zeit verging, desto mehr fand er sich in seiner Rolle ein. In eine Rolle, die bedeutete, das Vermächtnis seines Vaters weiterzuführen, der angefangen hatte darüber nachzudenken Litauen ernsthaft zu erweitern. Gebiete in Preußen und Lettland stehen eigentlich den Litauern zu. Verzweifelte Gebietsansprüche in Preußen wurden bereits vor zwei Jahrhunderten durch Krieg mit jenen zerschmettert, sodass nur Lettland wirklich übrig blieb. Filip gefiel diese Idee außerordentlich gut, was seine liberale Haltung dadurch schmälerte und die Bevölkerung in eine ungewisse Zukunft stürzen ließ, als er an Lettlands Tür klopfte. Man redete zwar, doch nahm der König ihn nicht ernst. Filip gefiel das gar nicht, sodass er wirklich über eine militärische Operation nachdachte und wahr machte.
Ende 2018 schickte er Truppen an die lettische Grenze, die aus seiner Sicht zu seinem Gebiet gehört und ein Krieg ist plötzlich sehr schmackhaft, denn im März hat man sich mit Weißrussland verbündet.
Filip, eigentlich ein besonnener Mensch, scheint sich immer mehr in dieser Idee seines Vaters zu verfangen und ein Ausweg ist nicht mehr auffindbar.

Bria glaubte bis zu dem Zeitpunkt von Filips Krönung zum König von Litauen, dass sie doch in einem Märchen leben würde. Mittlerweile hat sich diese Empfindung schlagartig geändert und wird immer mehr zu einem Albtraum. Gegen Filips wahnwitzige Idee, wie es ihre Schwägerin Leva einmal leise gemeint hat, kommt Bria nicht an und sie muss zusehen, wie ganz Europa immer mehr in helle Aufregung über die Geschehnisse gerät.
Dabei begann eigentlich alles so gut. Bria lernte Filip an der Universität kennen und sie verliebten sich nicht viel später. Für sie war es sofort unrealistisch, dass sie als Bürgerliche den Kronprinzen heiraten würde. Ein Mädchen aus dem Volk, dass nicht einmal den Hauch einer Chance hatte gegen die schönen Prinzessinnen aus den fernen Ländern. Nicht viel später aber machte Filip ihr einen Antrag und ging als Erster seiner Familie einen ganz anderen Weg. Einen Weg, der für Bria zu einem Märchen wurde. Sie heirateten, bekamen zwei Kinder und nicht viel später wurde Filip König. Bis dieser Märchentraum zu einem Albtraum wurde, aus dem Bria viel zu spät aufwachte.

Es gibt Dinge, die man so lassen sollte, wie sie sein sollen. Dieser Satz prangt über ihrem Bruder wie eine Hinweistafel, seit er den Konflikt mit Lettland hat. Leva sucht immer noch den Punkt, an dem ihr Bruder falsch abgebogen ist. Vielleicht hätte sie sich einmal mehr für die politischen Geschicke ihres Landes interessieren sollen, als es noch nicht so schlimm gewesen war und sie vielleicht noch an Filip rangekommen wäre. Aber Levas Aufmerksamkeit galt nur ihr selbst und ihren Problemen, die sie endlich in den Griff kriegen wollte. Die schwierige Jugend haben Narben hinterlassen, die sie fast zu sehr schmerzlichen Entscheidungen geritten haben.
Das um sie herum etwas passierte, bekam Leva erst mit, als sie sich halbwegs wieder im Griff hatte. Nun schaut sie sich die Politik genau an und wenn sie könnte, würde sie ihren Bruder schütteln, um ihn zur Vernunft zu bringen. Doch sie kann absolut nichts ausrichten und steht vor der Entscheidung, ob davor flüchten oder ihrer Familie beistehen soll.

Von all seinen Geschwistern wäre Arnas noch derjenige, der seinen Bruder ins Gewissen reden könnte, aber er vergnügt sich lieber und taucht wortwörtlich bei den Kampfschwimmern den Kopf unter. Arnas hat sich längst eingeredet, dass er nichts zu sagen hat und in der Regierung von Filip fehl am Platz sei. Er vertraut seinem Bruder schließlich und glaubt an ihn.
Aber vielleicht merkt Arnas doch noch, dass etwas so ganz und gar nicht stimmt.

Das Nesthäckchen müsste es am meisten schockieren, das Filip sich militärisch mit dem König von Lettland streitet. Zya aber hat sich bisher nicht anmerken, dass ihr diese ganze Situation nicht gefällt. Sie ist zwiegespalten. Sie kann ihn verstehen, er eifert dem Traum ihres Vaters nach und will ihn unbedingt wahrmachen, doch was er damit riskiert, könnte ihre aller Zukunft gefährden. Doch auch wie ihre Geschwister tut sie nichts dagegen und sieht aus dem entfernten Aberdeen nur zu, und nickt oder schüttelt brav den Kopf auf die Beschwerden ihrer älteren Geschwister.
Möglicherweise sollte sie ihr Studium und ihr Leben einmal hinten anstellen, aber Zya sieht sich keiner Gefahr bewusst.